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11.11.2010 - 11.11.2010

Jetzt ist weinernte winzer erzählen

Jetzt ist weinernte winzer erzählen
Wir haben unsere Winzer und Winzerinnen gebeten, uns ein Statement zur aktuellen Weinernte 2010 zu senden. Lesen Sie die Antworten und lassen Sie sich von Birigt Braunstein, Hans Wimmer Czerny, Franz Weninger, Holger Hagen und anderen inspirieren.

Birgit Braunstein

Das Jahr 2010 begann kalt und mit viel Schnee. Der ausreichende Schnee und der Niederschlag im Frühling füllten wieder die Wasservorräte der Natur an. So bekam der Neusiedlersee seinen normalen Wasserstand wieder, die berühmten Lacken im Seewinkel wurden wieder voll, und die natürlichen Speicher unseres Bodens wurden aufgefüllt. Die Natur hat aufgeatmet, und selbst jetzt im Herbst, wo wir zu dieser Zeit am Leithaberg steppenartige Grasflächen vorfinden, erfreut sich das Auge am grünen Gras und an den blühenden Blumen.
Was dem einen Freud, des anderen Leid...
Dies bedeutete allerdings für uns Winzer die größte Herausforderung im Weinberg. Die kühlen und feuchten Tage im Frühling beeinträchtigten die Blüte. Es kam zu einer schlechten bzw. verzögerten Bestäubung. Was dazu führte, dass wir sicherlich bis zu ein Drittel Trauben weniger ernten werden. Nach dem Motto: weniger ist mehr ... ist uns das aber auch sehr recht....
Die doch sehr durchwachsenen Sommerwochen forderten uns ebenso.
Konsequente, rechtzeitige händische Arbeit war erforderlich: Unkrautjäten, Einstricken, Entblättern, Traubenteilen, etc. All dies war zum exakten Zeitpunkt notwendig. Der Druck an Pilzen und Schädlingen war groß, doch wir sind glücklich, dass wir auf Grund unserer biologischen Produktionsweise rechtzeitig begonnen haben, das Immunsystem und die Abwehrkräfte der Reben zu stärken...
Die Reben zeigten sich viel resistenter und vitaler, mehr als die konventionell bewirtschafteten...
Bis heute sind sowohl die Böden als auch die Blätter und Trauben gesund, was beweist, dass die biologische Arbeitsmethode sinnvoller, qualitätssichernd und nachhaltiger ist.
Die ersten Trauben – St. Laurent – werden wir ab dem 20. September ernten, danach kommen Sauvignon Blanc und die Pinots Noirs in den Keller.... Die Sorten wie Blaufränkisch, Merlot und Cabernet Sauvignon werden dann wohl 5-6 Wochen später geerntet, d.h. wir brauchen einen langen, sonnigen Herbst! Wir warten also auf den berühmten „Altweibersommer" – auf den ist allerdings im Burgenland am Leithaberg immer Verlass!

Weingut Wimmer Czerny
Der Reifeverlauf ist konstant, wenn auch etwas später (10 Tage).
Es war auch ganz schön feucht, aber beim Bioweinbau stellt das durchs Begrünen und Bodenleben weniger ein Problem dar, aber 1/3 haben wir ganz begrünt gelassen, nur geschnitten und 1/3 nur angehäufelt, viel Wasserentzug, und dadurch gibt's wenig Verdichtung. Die Begrünung hat 2 Generationen gemacht, nur eine muss in feuchten Jahren angebaut werden.
Besonders freut uns, dass Peronospora beim Wimmer-Czerny heuer kaum Schäden verursachen konnte, man sieht sie aber schon an jungen Triebteilen, die sich Mitte August bildeten, der ausgeglichene Wuchs der Demeter-Reben könnte eine Hilfe gewesen sein.
Da die Blüte wie 2009 gemischt und kühl war, ist an den Trauben nicht immer die volle Beerenmenge, daher sollte die Reife kein Problem werden.Veltliner schaut gut aus, der Rote Veltliner eigentlich noch wesentlich besser, wenn auch Reife leicht hinter GV, Ertrag besser als GV. Riesling sieht heuer nach November aus.

Weingut Weninger

Hallo Irmgard,
gerne schreibe ich dir über die Ernte. In Horitschon haben wir dieses Jahr mehrere Probleme. Erstens war ein starker Wind im Mai, der hat schon viele Triebe abgebrochen bzw. verletzt und das Wachstum enorm verzögert. Dann war sehr viel Niederschlag zum ungünstigsten Zeitpunkt, nämlich bei der Blüte, was zur Traubenpero führte, besonders bei Merlot und Pinot Noir, von diesen zwei Sorten gibt es sehr wenig, dann kam noch am 13. 08. ein Hagel, welcher in den Rieden Raga und Hochäcker bis zu 70% vernichtete, somit rechne ich mit einer Ernte von max. 50%. Jetzt darf man nicht denken, auf Grund der kleinen Menge wird es eine Superqualität, das Wetter der letzten Tage ließ schon Botrytis auf einigen Sorten wachsen, zum Beispiel beim frühreifen Zweigelt, und die vom Hagel verletzten Trauben sind ungleichmäßig reif. Natürlich wird es schon auch Spitzenqualität geben, aber nur geringe Mengen.
Ich war heute im Weingarten, ich rechne mit Erntebeginn am 27. September mit Zweigelt.
Keine guten Nachrichten, aber bei der Natur muss man auch mit solchen Jahren rechnen, im Südburgenland hingegen rechnet man mit einer normalen Erntemenge und guter Qualität, die waren vom Wetter verschont, so ist es halt.
Liebe Grüße Franz Weninger

Weingut Holger Hagen
Der kühle Frühling hat die Reben in ihrer Entwicklung sehr langsam werden lassen. Doch ab Juli hat die Witterung aufgeholt - eine sehr hohe Anzahl an Sonnenstunden hat auch die Reben und die Entwicklung der Trauben aufholen lassen. Die Blüte ist einwandfrei vonstatten gegangen, und es gab in diesem Sommer trotz reichhaltiger Niederschläge genug Trockenheit, die es uns Biowinzern ermöglicht hat, unsere Weingärten in topgesundem Zustand zu halten. Leider häufen sich seit Ende August die Niederschläge, was die Fäulnis bei den Trauben ungewöhnlich früh auftreten lässt. Daher wird es ein sehr arbeitsreicher Herbst, denn wir fangen diese Woche damit an, leicht faule Trauben aus den Weingärten zu schneiden, um die Infektion einzudämmen. Leider taugt das Material derzeit nur für die Traubensaftproduktion. Die Aussichten sind jedoch gut, dass wir dann Ende September und Anfang Oktober wie gewohnt physiologisch gut durchgereifte und gesunde Beeren lesen.
Holger Hagen

Weingut Eichholz Schweiz
Hallo Irmgard
Na ja, das mit dem Bericht ist schwierig. Alles hängt nun ab vom Wetter des bevorstehenden Monats. Ich denke, wir werden in der zweiten Oktoberhälfte mit der Hauptlese, dem Pinot Noir, beginnen. Zur Zeit sind wir wetterbedingt eine bis zwei Wochen im Rückstand. Je nach Witterung in den kommenden Wochen ist dieser Rückstand jedoch ohne weiteres wettzumachen - oder noch vergrößerbar. Was wir uns wünschen, ist ein Wetter wie zu Beginn dieser Woche: Tagsüber schön und warm mit Temperaturen um die 20 Grad, in der Nacht kühl (10-15 Grad). Dies fördert eine langsame Reife und führt zu intensiver, typisch herrschaftlicher Aromatik.Trotz dem nassen Frühjahr, dem durchzogenen Sommer mit großem Mehltaudruck und etwas Hagel präsentieren sich zur Zeit die Reben wunderschön. Der Behang ist durch das leichte Verrieseln (kühler Frühling) mittel bis leicht unterdurchschnittlich, aber gesund und gut proportioniert.
Falls Petrus auf unserer Seite steht, werden wir eine wunderbare Ernte einfahren, die uns aromaintensive und wohlstrukturierte Weine beschert.
Irene Grünenfelder

Van Volxem
Für eine Einschätzung der Jahrgangsqualität von 2010 ist es zum jetzigen Zeitpunkt, 16. September, ganz einfach noch viel zu früh.Was wir bereits jetzt wissen ist, dass 2010 ein mengenmäßig EXTREM KLEINER JAHRGANG sein wird. Die enorme Wärme im Frühjahr hat zu weitgehender Verrieselung geführt. Die meisten Trauben wurden nur mehr oder weniger krüppelartig ausgebildet, was zwar nicht schön für die Ertragsmenge ist, bei nasser Witterung aber große Vorteile hat.Der Sommer war extrem trocken hier an der Saar, und seit etwa Mitte August ist es recht feucht. In diesen Jahren bin ich zum einen heilfroh, dass wir mit Begrünungen arbeiten und auf jegliche Mineraldünger konsequent verzichten. Solche Weinberge, die über viel Wasser und/oder stark synthetisch gedüngt werden, weisen bereits jetzt, Mitte September, oftmals erhebliche Fäulnistrauben auf.
Auch bin ich extrem zufrieden über den Besitz skelettreicher Schiefersteillagen mit wasserdurchlässigen Böden sowie einer privilegierten kleinklimatischen Situation.
Nach mehreren eher warmen Jahrgängen mit nicht so großen Lagenunterschieden wird 2010 aller Voraussicht nach ein Jahr sein, in dem naturräumlich privilegierte, große Lagen einfach sehr stark bevorzugt sein werden.
Wir rechnen bei Riesling mit einem Lesebeginn nicht vor Mitte Oktober. Alles Weitere ist jetzt noch ein Stochern im Nebel. Ach ja: Alte Reben und gute, kleinbeerige Genetik sind in ihrem Vorteil in diesem Jahr ganz besonders DEUTLICH zu erkennen. Diese Anlagen sehen derzeit richtig großartig aus - auch weil die insbesondere wurzelechten Reben meiner Erfahrung nach nicht so rasch auf Wetterkapriolen reagieren.
Nichts Neues also an der Rieslingfront.
Herzliche Grüße von der nächtlichen Saar,
Roman Niewodniczanski

Domaine la Florane

Im Augenblick ist der neue Jahrgang viel versprechend. Wir hatten einen Winter mit viel Schnee und Regen, was dem Grundwasserspiegel gut getan hat und der Vegetation auch, vor allem nach einigen eher trockenen Jahren. Der Frühling hatte einen schwierigen Start, mit starken Temperaturschwankungen. Aber nichts Schlimmes, nur eine leichte Verzögerung beim Wachstum im Vergleich zum Vorjahr. Wir mussten auch am Frühlingsanfang gegen Krankheiten und Unkraut kämpfen, weil es oft geregnet hat.
Der Sommer hingegen war sehr heiß und sehr trocken. Kein einziger Tropfen Regen vom 15. Juni bis zum 15. August. Das ist perfekt, die Rebstöcke leiden und machen schöne Trauben.
Seither hat es einmal geregnet, die Nächte sind kühl und die Tage warm und sonnig. Dadurch können die Trauben unter guten Bedingungen reifen. Heute ist der 21. September, und wir sind gerade mit den Weißen und den Rosés fertig geworden. Wir haben zwei Wochen Verspätung im Vergleich zum Jahrgang 2009. Alle Analysen und Verkostungen zeigen, dass er eine schöne Säure hat, und vor allem einen hohen Gehalt an Polyphenolen, Antocyanen und Tanninen. Diese Werte liegen über dem Durchschnitt der letzten fünf Jahre!
Wenn das Wetter schön bleibt, werden wir einen sehr sehr großen Jahrgang haben. Aber Sie wissen ja, was man sagt: Solange der Wein nicht im Fass ist, kann noch alles passieren!!! Es bleiben uns noch mindestens 20 Erntetage und ebenso viele Nächte. Da kann man nur hoffen, dass uns der Himmel nicht auf den Kopf fällt.
Adrien Fabre
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