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17.03.2015

Klein aber oho

Die Kirschessigfliege – Gefahr für den Obst-/Weinbau

Sie ist gerade einmal 3 mm groß und gehört zu den Obst,- Essig- oder Taufliegen. Ursprünglich stammt der invasive Schädling aus Asien. 2011 ist die Kirschessigfliege das erste Mal in Südtirol aufgetreten, und seit drei Jahren ist sie in Osterreich, Deutschland und in der Schweiz  aktiv.  Und das teilweise mit verheerenden Folgen für den Obst- und Weinbau.  In Südtirol wurden bis zu 10% der Weinernte vernichtet. Vorarlberg hatte im vergangenen Jahr große Schäden bei der Kirschernte zu verzeichnen.

Wenn die gefürchtete Kirschessigfliege eine Traube befällt, sieht man das zunächst gar nicht, so winzig sind die Verletzungen in der Beerenhaut.  Im Gegensatz zur „normalen“ Essigfliege bohren die Kirschessigfliegen nur gesunde Beeren an. Dort legen sie dann bis zu 400 Eier, aus denen sich dann nach 9 bis 11 Tagen neue Fliegen entwickeln.  Die sich in der Frucht entwickelnden Larven führen durch ihre Fraßaktivität zum Kollabieren der Früchte. Dass die Larven der Kirschessigfliegen einzelne Beeren fressen, ist jedoch nicht das eigentliche Problem. Viel schlimmer ist die von jedem Kellermeister extrem gefürchtete Essigfäule. Sie tritt auf, wenn aus den aufgeschlitzten Beeren Traubensaft austritt. Ist eine Traube mit Essigbakterien befallen, kann sie nicht mehr zu Wein verarbeitet werden. Tückisch ist auch die rasche Ausbreitung des Schädlings. So kann innerhalb von drei Tagen ein ganzer Weinberg befallen sein. 2014  hat die Fliege das erste Mal großflächig in Österreich und Deutschland zugeschlagen .

Die Kirschessigfliege befällt vor allem rote Beeren. Am liebsten Brombeeren. Besonders bedroht sind im Weinbau Traubensorten wie Acolon, Cabernet, Trollinger und Spätburgunder.

Ein großes Problem ist sicherlich auch, dass Winzer, Bauern, aber auch Wissenschaftler bisher noch relativ wenig Erfahrung mit der Kirschessigfliege gesammelt haben. Südtiroler Weinbauern, die schon seit 4 Jahren mit dem Schädling zu kämpfen haben, empfehlen unter anderem die Traubenzone völlig zu entblättern da die Kirschessigfliege weder Sonne noch viel Luft mag.  Gute Erfahrung mit dieser Präventionsmaßnahme hat auch Weinzeit-Winzer Sven Leiner gemacht.

 

Im konventionellen Wein-  und Obstbau wurde vielerorts das  Insektizid "Spintor" eingesetzt. Spintor  hat jedoch den Nachteil, dass es bienengefährlich ist. Als besonders wichtige Maßnahme gegen die Kirschessigfliege gilt  konsequente arbeitsintensive  Entblätterung . Weiters wurde von den Biodynamischen Winzern festgestellt , dass niedriger Ertrag und die biodynamische Wirtschaftsweise dickschalige, kleinere und gesündere Trauben  ergeben, die bei der Kirschessigfliege nicht auf dem Speiseplan standen.  Winzer, die mit der Natur arbeiten,  müssen sich der neuen Herausforderung stellen, sich gut informieren und sich mit der Forschung vernetzen.  Ansonsten werden die  „Spintorproduzenten“  längerfristig an Boden gewinnen. 

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